Ab in die Wüste! Nun hieß es für uns drei Tage Abenteuer von San Pedro de Atacama in Chile über die Anden und die Salzwüste bis nach Uyuni in Bolivien.
Am ersten Tag wurden wir frühmorgens in San Pedro abgeholt, um ein reichhaltiges Frühstück zu bekommen und uns anschließend an der chilenischen Grenzkontrolle ausstempeln zu lassen. Einige Kilometer (und Höhenmeter) später konnten wir dann am bolivianischen Grenzposten einreisen. Willkommen in Bolivien! Hier startete die Tour im 4×4-Jeep mit unserem bolivianischen Fahrer, der ausschließlich Spanisch sprach, sowie einem brasilianischen Paar und einem Engländer: eine gute Kombi für die nächsten drei Tage, die es in sich hatten. Denn hier oben in den Bergen zeigte sich das Klima gleich von seiner pustigen Seite. Zwei Paar Socken und zwei Hosen, mindestens fünf Schichten Oberbekleidung und Schal, Mütze und Handschuhe reichten so gerade aus. Aber es sollte noch kälter werden.
Die Tour führte uns entlang wunderschöner Lagunen und schneebedeckter Vulkane, grüner Hügel und weiter Wüstenlandschaften. Gefühlt änderte sich alle zehn Minuten das Bild, während wir immer höher hinauffuhren. Unser Guide hielt zwischendurch an, nannte knapp in Spanisch den Namen des Standortes und ließ uns Fotos machen. Bewundernswert war dabei sein sicherer Fahrstil durch dicken Sand, steile Hügel und morbide Wege. Von Straßen keine Spur. Nach der Laguna Blanca und der Laguna Verde waren das Highlight am Mittag die Baños Termales, natürliche Vulkanquellen, in denen man bei 35 Grad gemütlich baden kann. Einziger Haken: bei windigen zehn Grad muss man in Badesachen von der Umkleidekabine erst ins heiße Nass gelangen. Die Belohnung war dafür umso großartiger: Wärme! Während draußen die Leute dick eingepackt mit Winterjacke und Mütze stehen. Und das mitten in der Wüste. Irgendwie surreal alles.
Surreal war auch die sogenannte Desierto de Salvador Dalí, die aufgrund ihrer schrägen Steinformationen nach dem Künstler benannt ist. Es folgten die Geysers de Sol de Mañana und damit der höchste Punkt unsere Reise: Jau, wir haben die 5000 Höhenmeter geknackt! Sollte sich später noch rächen … Bei der rot gefärbten Laguna Colorada angekommen, unternahmen wir einen windigen Spaziergang zu Flamingos und Lamas. Beide auf einem Bild. So richtig klar kommt man da ja nicht. Hier war dann auch unser Hostal, das sehr einfach, aber sauber war, jedoch ohne Heizung und warmes Wasser. Es war also entsprechend kalt. Sehr sehr kalt. Bei Coca-Tee, ordentlich warmen Essen und sehr geselligen Gesprächen mit den Mitreisenden konnten wir uns etwas aufwärmen. Richtig ungemütlich wurde es dann nachts. Die Kälte konnte man dank dicker Kleidung, Pudelmütze und circa sieben Wolldecken irgendwie ignorieren, doch die Höhe von 4300 Metern machte uns dann doch allen zu schaffen. Schlagartig überfällt einen da drückender Kopfschmerz, Übelkeit und Schwindel. Wie ein richtig fieser Kater, nur ohne den Spaß zuvor. Das Frühstück am nächsten Tag war dann irgendwie nicht so pralle, lauter blasse Gesichter und grummelige Mägen. Zum Glück legte sich das Ganze im Laufe des Tages. Da hat uns die Natur einfach mal gezeigt, was sie kann.
Am zweiten Tag fuhren wir also mit etwas Verspätung (unser Fahrer hatte am Vorabend wohl noch etwas gebechert und war daher genauso fertig wie wir) weiter zur Desierto de Ciloli mit dem Arbor de Piedra, Steinen, die vom Wind so geformt wurden, dass sie wie Bäume aussehen. Hier erspähten wir auch einen Fuchs, der lässig die Touristen abcheckte. Es folgten die Lagunas Altiplanicas (der Vollständigkeit halber: Hedionda, Ramadita, Cañapa) und unzählige Landschaftswechsel mit roten Steinschluchten, süßen Lamas am Wegesrand und überdimensionalen Wandbildern an den Hügeln. Die süßen Lamas gab es dann mit wohltuendem Gemüse und Quinoa auch direkt zum Mittag. Schmeckt wie Rind mit einer Note Schaf. Aber vor allem verloren wir an Höhenmetern, worüber sich alle Mägen und Köpfe freuten. Abends erreichten wir dann das Dörfchen San Juan mit einem interessanten Friedhof aus Prä-Inka-Zeit. Wir nächtigten in einem Salzhotel, das aus Salzblöcken gebaut wurde und dessen Boden mit Salz bedeckt ist. Wer wollte nicht immer schonmal in einem Katzenklo schlafen? Besonders aufregend war dann das Versprechen einer heißen Dusche. Auch wenn es etwas dauerte und der Wasserdruck alles andere als hoch war, tat das bisschen agua caliente nach der Bibberei und bei fehlender Beheizung richtig gut. Echt bewundernswert, wie man hier leben kann!
Am letzten Tag hieß es schon um 5:30 Uhr Abmarsch, um besonders früh in der Salar de Uyuni zu sein. Dies ist die größte Salzwüste der Welt, dessen riesige, spiegelglatte Salzkruste durch das Austrocknen eines Sees vor tausenden von Jahren entstanden ist. Man fährt und fährt und fährt und kein Ende in Sicht. Zwischendurch gibt es die ein oder andere Insel wie die Isla Incahuasi. Wir erklommen diesen mit tausenden Kakteen und Korallen bedeckten Hügel und wurden mit einem grandiosen Ausblick auf die weite Salzlandschaft belohnt. Nach dem Frühstück, das unser Guide aus dem Jeep heraus zauberte, fuhren wir zur Mitte der Salar, um Perspektivfotos zu machen. Schräge Sache. Nachdem wir noch ein bisschen in der Salzwüste verweilten, ging es in das Städtchen Colchani mit einem Markt, auf dem man von Topflappen über Stirnbänder und Ponchos bis zum einheimischen Cerveza alles findet. Gekauft haben wir aber nichts. Ja, da bleiben wir standhaft. Als letzte Station besuchten wir den Cementerio de Trenes, wo alte zerfallene Züge zu bewundern und erklimmen sind, bevor in Uyuni unsere spektakuläre Tour endete.
Dieser Ausflug hat uns wirklich extreme Seiten der Natur gezeigt. So vielfältig und wunderschön, aber eben nicht immer für uns Menschen geschaffen. Wir sind trotz Bibberei sehr dankbar für diese Erfahrung. Da unser Reiseleiter (und alle anderen Locals) unsere Zielstadt ähnlich einladend beschrieben wie wir Castrop-Rauxel, nahmen wir den Nachtbus nach La Paz, wo wir im etwas wärmeren Zimmer, frisch geduscht uns gleich aufmachen werden, die Stadt zu erkunden.
Eurer Jens und Eure Lisa
Vielen Dank für diesen wieder wunderschönen „Gänsehaut“-Bericht. Jetzt wisst Ihr sicher genau, wie sehr man frieren kann. Schon beim Lesen und Anschauen der Fotos wurde mir ein wenig kälter. Wärmt Euch jetzt auf und freut Euch auf weitere tolle Eindrücke.
Wow!!!!!!! Was für ein wunderschöner Bericht und so atemberaubende Bilder!!! Ich bin total fasziniert!? Eure Erlebnisse sind wirklich unbezahlbar, genießt weiterhin jeden Moment! Liebste Und sonnige Grüße aus der Schweiz!