Ein Wochenende in Osaka

Um nach Osaka zu kommen, fuhren wir dieses Mal mit einem Thunderbird 16. Nein, dass ist kein Rennbesen von Harry Potter, sondern entspricht dem deutschen IC. Nach nur einer halben Stunde waren wir auch schon in der Stadt. Der Weg zu unserem Apartment führte uns durch das Ausgehviertel Namba, wo wir beim Mittagessen schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die berühmten Leckereien Osakas bekamen.

Wie schon aus Tokio bekannt, haben wir unser Essen über einen Automaten bestellt und bezahlt (je 6-7 €). Dafür bekommt man eine kleine Quittung, die der Kellner entgegen nimmt. Missverständnisse sind so ausgeschlossen. Das mehrgängige Menü, was wir dafür dann bekamen, war fantastisch. Es gab Miso-Suppe, eine Art Frischkäse mit Zwiebeln, Reis und frittiertes Hühner-, beziehungsweise Entenfleisch in einer sehr leckeren Soße mit Rührei. Wir sind dann weiter zu unserem Apartment, welches im elften Stock lag, gerollt, von dem wir hin und weg waren. Jeder von uns hatte ein eigenes Doppelbett, es gab eine Waschmaschine und die Toilette hat mehr Knöpfe als ein Tarnkappenbomber.

Abends waren wir dann unterwegs in Richtung Namba, eine wilde Mischung aus Schanze und Kiez, allerdings deutlich eindrucksvoller. Mehrmals sind wir in Seitengassen abgebogen, die dann größer waren, als die vorhergehende. Am Ende sind wir dann in der kleinen Bar „Sakura Cafe“ gelandet, wo wir das hiesige Bier mit ein paar Snacks ausprobiert haben. Und wie immer war die Bedienung ausgesprochen freundlich, der wohl größte Unterschied zu einer deutschen Kneipe. Wir hatten aber auch das Gefühl, dass sie von uns beeindruckt war, dass wir zwei(!) Bier getrunken haben, ohne unter dem Tisch zu liegen. Den Abend haben wir dann in einer zweiten Bar ausklingen lassen, wo wir etwas mutiger wurden. Das eine Biermischgetränk war „nur“ Alsterwasser, das zweite hingegen, „Red Eye“, stellte sich als Bier mit Tomatensaft heraus. Der Mexikaner vom Kiez lässt grüßen. Es ist tatsächlich nicht so schlimm, wie es klingt, und kann getrunken werden.

Nachdem wir am folgenden Tag schön ausgeschlafen hatten (war ja schließlich Sonntag), machten wir uns auf zur Burg von Osaka, die gemeinsam mit der Nijo-Burg in Kyoto und dem Kaiserpalast in Tokio zu den wichtigsten Stätten der Einigung Japans gehört. Die Parkanlage empfing uns bei schönstem Sonnenschein, während Familien und Touristen den Sonntag draußen genossen. Ohne große Erwartungen steuerten wir auf die Burg zu, als uns direkt am ersten Tor zur Anlage ein älterer Mann ansprach, ob er uns ein wenig über die Burg erzählen könnte. Anfangs etwas skeptisch ließen wir uns schnell überreden. Denn es stellte sich heraus, dass der Herr ein Ehrenamtlicher – und wahrscheinlich ein pensionierter Geschichtslehrer – war, der quasi auf uns Westis gewartet hatte. Wir erhielten eine mehr als einstündige, private Tour auf Englisch bis zum Burgeingang. So erfuhren wir spannende Details, denen wir sonst kaum Beachtung geschenkt hätten. Sehr begeistert und bemüht erzählte der Guide von den vielen Tricks, wie japanische Burganlagen wie hier in Osaka Feinde abwehrten. Ein großartiges Ergebnis – und ganz umsonst!

Am nächsten Tag fuhren wir mit der Bahn weiter Richtung Westen: von Osaka über Himeji nach Hiroshima. In Himeji wollten wir Halt machen, um die dortige Burg und Welterbestätte zu besichtigen. Und anscheinend sehen wir aus, als bräuchten wir Hilfe … oder einfach wie zwei Europäer, denen man ein bisschen Geschichtsunterricht geben muss. Denn auch hier wieder das gleiche Spiel wie in Osaka: eine putzige japanische Rentnerin sprach uns am Anfang der Burg an, um uns eine kostenlose Tour zu geben. Gar nicht mehr so zögerlich stimmten wir zu und erhielten eine zweistündige Privatführung inkl. Fotostopps. Die wunderschöne Anlage, sehr wohl durchdachte Wege und wieder so unglaublich trickreiche Details, Feinde abzuhalten, wurden durch die Tour für uns so noch lebhafter gemacht. Hiermit ein großer Dank an alle Ehrenamtliche, muss man sagen!

Mit dem Schinkansen ging es nachmittags nach Hiroshima, wo uns ein Einblick in die neuere Geschichte Japans erwarten wird. Wir bleiben gespannt.

Eure Lisa und Euer Jens

 

5 Antworten auf „Ein Wochenende in Osaka“

  1. Wie immer ein wunderbar, interessanter Artikel… Ganz lieben Dank, dass ihr Euch Zeit nehmt und Eure Eindrücke so ausführlich teilt, ist nicht selbstverständlich! Ich lese immer so gerne von Euch. Geniale Bilder. Jens wirkt wie ein Riese. Doppelt so gross wie die goldige alte Japanerin… Süsse Bilder. Ach und das Essen sieht gar nicht sooo exotisch aus. Gibt’s in Japan Berliner? 😉 Matthias und ich haben am Wochenende das erste Mal Sushi selbst gemacht und an Euch gedacht.. 🙂 Geniesst weiterhin die Zeit und ich freue mich schon auf den nächsten Eintrag! Fühlt Euch lieb gedrückt! Sonnige Grüsse aus Bern

  2. Die Bilder sind in der Tat beeindruckend und ein bisschen so, wie man sich Hollywood-Japan vorstellt – vielleicht bis auf die Zimmer. Gespannt bin ich aber auf Hiroshima und wie die Japaner heute mit dem Atombombenabwurf umgehen. Was das Essen angeht: Ich glaube nicht, dass Ihr trotz 4-Gänge-Menüs großartig zunehmen werdet – bei den Kilometern per pedes und angesichts der asiatischen Kalorienzahl. Weiterhin viel Spaß und tolle Erlebnisse – Euer Dieter

  3. Euer Bericht ist wieder hochinteressant und wunderbar zu lesen. Offensichtlich meint auch Petrus es gut mit Euch, s. blauer Himmel wohin man schaut. Der Toiletten-Vergleich ist wieder lustig , wie schon die beheizbaren Brillen in Tokyo. Wir denken täglich an Euch und freuen uns, durch Eure Berichte so nahe dabei sein zu dürfen. Vielen Dank dafür und weiterhin viel Freude.

  4. Danke für euren Bericht über Osaka! Wir freuen uns immer, dass ihr es mit eurem Quartier mal wieder so gut getroffen habt und Osaka scheint ja wirklich sehenswert zu sein.

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