Hiroshima: Kultur vs. Natur

Nachdem wir gut in Hiroshima angekommen sind und uns in der bisher größten Unterkunft ausgebreitet haben (bestimmt 35 qm), mussten wir uns entscheiden, ob wir zuerst zum Atomic Bomb Dome fahren oder die Insel Miyajima einen Besuch abstatten. Der strahlende Sonnenschein (und die trübe Wettervorhersage für den nächsten Tag) ließ das Pendel dann zugunsten der heiligen Schrein-Insel schlagen.

Dank des Japan-Rail Passes konnten wir dann sogar umsonst mit der Fähre über setzen. Zuerst fällt einem das riesige Tor (Torii) des Schreins auf, dass bei Flut mitten im Meer steht. Auch der ganze Itsukushima-Schrein steht auf Stelzen und bei genügend Sonnenschein kommt ein gewisser Südseeflair auf. Ein besonderes Highlight der Insel sind die „wilden“ Rehe, die ganz ruhig zwischen den Touristenmassen hindurch gehen und auch gerne mal an dem einen oder anderen Rucksack knabbern. Einige sind ganz besondere Poser und stellen sich für die Kameras besonders zur Schau. Vermutlich erwarten sie einen kleinen Snack als Belohnung.

Die Anlage ist dennoch recht schnell besichtigt und wir beschlossen, die „kleine“ Wanderung zu wagen, die durch eine der „drei schönsten Landschaften Japans“ führen soll. Den Titel hat die Gegend zu Recht verdient. 1,5 Stunden schlängelten wir uns immer weiter hoch, bis wir sogar auf der Spitze des 535 Meter hohen Berges Misen standen. Der Ausblick war überwältigend, aber vielleicht waren wir auch ein bisschen high vom Aufstieg. Wir konnten sehr weit sehen und die Insellandschaft der Region erkunden. Überall standen diese riesigen Felsen herum, sodass jeder Hühnengraberbauer feuchte Augen bekommen würde. Der Abstieg erwies sich dann als unkompliziert. Wir mussten nur ein bisschen auf unsere Konzentration aufpassen, da unser Frühstück nur aus Müsli bestand und schon vier Stunden zurück lag. Die Cracker und fettigen Fischwürstchen (ist schmackhafter, als es klingt), die wir uns unten geholt haben, waren dann aber auch besonders lecker.

Am nächsten Tag stand die Stadt selbst auf dem Programm: Hiroshima, eine moderne japanische Stadt, die aber natürlich stark vom Atombombenabwurf 1945 geprägt ist. Das Stadtbild ist entsprechend neu, dennoch findet man jetzt nicht an jeder Ecke Friedensmahnmale, eigentlich ist es eine ganz normale Stadt. Dafür hat Hiroshima im Epizentrum des Bombenabwurfs einen Friedenspark samt Denkmal – dem A-Bomb Dome -, Mahnmalen und Museum errichtet. Da wird einem schlagartig schon ziemlich mulmig. Das Friedensdenkmal, erhaltene Überreste eines der wenig stehengebliebenen Gebäude und heute UNESCO-Weltkulturerbe, lässt die Dimensionen der Explosion erahnen. Alles andere drum herum war dem Erdboden gleichgemacht. Beeindruckende Realität wird das Ganze dann im Museum nebenan, das Fundstücke und Zeugenberichte zeigt. So richtig gut drauf waren wir nach dem Besuch nicht. Aber die Aufarbeitung scheint gelungen zu sein und für Japan ein wichtiges Stück der nationalen Identität darzustellen – ohne dabei ein Feindbild zu malen, mehr als Mahnung zum Frieden. Wir sind froh, hier gewesen zu sein.

Nach einem Stadtbummel und Abendessen bei „Sukiya“, unserer neuen Lieblings-Fast-Food-Kette, freuen wir uns morgen auf die letzte Station Fukuoka.

Eure Lisa und Euer Jens

3 Antworten auf „Hiroshima: Kultur vs. Natur“

  1. Juhuuu, perfektes Timing; Euer Beitrag kam genau zur richtigen Zeit und war somit eine spannende Lektüre in der Mittagspause! 😉 Habt noch schöne Tage in Japan, sonnige Frühlingsgrüsse aus Bern

  2. Vielen Dank für den sehr interessanten Bericht aus Hiroshima. Jan und ich haben Manches über Japan erfahren und danken Euch auch für die immer wieder tollen Bilder. Gute Fahrt nach Fukuoka.

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