Unser letztes Ziel in Vietnam sollte nun Saigon sein. Wir nahmen wieder den Zug, der uns (dieses Mal sehr pünktlich) nach 6,5 Stunden von Nha Trang nach Ho Chi Minh Stadt brachte, wie Saigon ja offiziell heißt.
Unser Hotel lag sehr zentral, der Bahnhof eher nicht, sodass wir nicht laufen konnten und ein Taxi nehmen mussten. Das hatten wir bis jetzt irgendwie vermieden – vor allem dank der vielen Horrorgeschichten über fiese Abzocken und getunte Taxometer. Die Praxis sah dann zum Glück ganz anders aus. Der Fahrer fuhr uns sicher durch den Wahnsinnsstau vorbei an tausenden Motorradfahrern. Die halbstündige Fahrt kostete dann 80.000 Dong. Klingt viel, sind aber umgerechnet gerade einmal 3,20 Euro. Nix da Abzocke! Und wieder lernt man dazu, der Welt mit ein bisschen weniger Skepsis zu begegnen.
An diesem ersten Abend empfing uns die Stadt ganz wunderbar. Am zentralen Platz, an dem unser Hotel lag, fand eine große Veranstaltung statt, bunte Lichter säumten die Straßen und Gebäude, alle Menschen waren ganz ausgelassen. Ein schöner Auftakt für diese letzte Station in Vietnam und außerdem ist es ja auch bei uns ein großes Fest, wenn die Industrie- und Handelskammer (oder ihr vietnamesisches Pendant) ihr Jahresjubiläum feiert.
Unser Hotelzimmer war bisher das beste der Reise. Wir haben auch noch knallhart verhandelt: wenn wir auf ein Fenster verzichten, bekommen wir das Frühstück umsonst. Gebongt! Wer braucht denn ein Fenster mit möglichem Blick auf den Hinterhof und bei dem nur Mücken hereinkommen? Unser Zimmer hatte zudem ein ganz besonderes Feature: Unser Badezimmer hatte keine Klimaanlage und hatte so konstante 32°C – wir haben es gemessen. So konnten wir das Zähneputzen mit einem Saunabesuch verbinden und unsere Wäsche trocknete binnen weniger Stunden. Es gab sogar einen Fitnessraum, den wir an beiden Tagen genutzt haben. Wir müssen uns schließlich auf den Strand vorbereiten.
Die folgenden zwei Tage verbrachten wir damit, die Stadt zu erkunden. Doch deutlich geordneter als in Hanoi scheint es hier zumindest einen Anschein von Verkehrsregeln zu geben (oder hatten wir uns einfach dran gewöhnt?). Die Stadt ist durch den französischen Einfluss recht westlich und hat gleichzeitig einen ganz eigenen Charme aus pulsierender asiatischer Metropole und vietnamesischer Garküche. Wir schlenderten bei schweißtreibenden Temperaturen durch die hübschen Parks und vollen Straßen, besichtigten Notre Dame und die Postfiliale vom Architekten Eiffel aus Kolonialzeiten und statteten dem Kriegsopfermuseum einen Besuch ab. Die dortige Repräsentation des Vietnamkrieges war leider sehr einseitig. Anders als in Hiroshima werden die USA hier als expliziter Feind und Schuldiger dargestellt. Wir freuen uns schon auf Kuba!
Davon abgesehen kriegt man von einem möglichen Amerika-Groll eigentlich nicht viel mit. Mehr noch als in Hanoi sind in Saigon jegliche westliche Marken vertreten. Damit kommen wir auch zu einem unserer kulinarischen Highlights der Reise: Wir waren tatsächlich bei McDonalds. Es musste ja soweit kommen! Als es am zweiten Abend in Strömen regnete und wir fast verhungernd mit sehnsüchtigen Blicken nach etwas Essbarem Ausschau hielten, blitzte wie durch ein Wunder auf der gegenüberliegenden Straßenseite das goldene „M“ auf, sodass wir uns gezwungen fühlten, dort zwei fette McRoyal-Menüs und 20 Chicken McNuggets zu ordern. Konnten wir halt auch nichts für. Super Service: Es gibt einen Saucen-Refill. Mayo, Ketchup, Chilli, Chilli-Knoblauch (hallo, wie geil!), Honey-Mustard … so viel und oft mal will. Das erklärt auch die dekadente Nugget-Anzahl. Die Saucen mussten ja schließlich alle werden.
Wirkliches Highlight war unser letzter Abend. Nach einem fabulösen Abendessen, bei dem wir am Platz in kleinen Pfännchen unsere Gerichte selbst zubereiten konnten, ging es ins Kino. Mittlerweile ist unser vietnamesisch so gut, dass wir hier keinerlei Hemmungen mehr haben. Na gut, der Film war im englischen Original. Wir sahen „Ghost in the Shell“, eine amerikanische Produktion basierend auf einem japanischen Anime mit vietnamesischen Untertiteln. War irgendwie passend. Und das Kino erst! Wir hatten durch Zufall die Deluxe-Variante erwischt, gerade einmal 22 Plätze, Wohnzimmeratmosphäre vom Feinsten mit extra großen Sesseln und ausfahrbaren Stützen, Fußraum ohne Ende, Wolldecken und kostenlosen Snacks, die einem gebracht werden. Warum gibt es so etwas in Deutschland nicht? Das fragen wir uns bei vielen Dingen und freuen uns nun auf das nächste Land: Kambodscha!
Euer Jens und Eure Lisa
???
Hallo ihr zwei,
ich lese immer wieder begeistert euren Blog und bekomme Fernweh. Vor allem wenn es in Hamburg mal wieder regnet ;-). Vielen Dank fuers Schreiben und Teilen von euren Erlebnissen und Bildern. Ich wuensche euch noch weiterhin einen wunderschoenen Urlaub.
Ganz viele Gruesse aus dem Regennest im Norden Deutschlands
Nicole
Ich hab erstmal Stilecht Billy Joel beim lesen angemacht. Eigentlich müsstet ihr ja viel öfter zu McDonalds und das mit dem BigMac Index testen und ihr nehmt einfach einen anderen Burger…Immerhin stimmt das Klischee mit dem Namen auf dem Becher.