Titicaca: gar nicht mal so scheiße!

Schon wieder ein neues Land! Von La Paz ging es nun für uns ins bolivianische Copacabana über die Grenze bis nach Peru, um den Titicacasee zu erleben.

Früh morgens erklommen wir mit Sack und Pack die Hügel von La Paz, um den Bus nach Puno in Peru zu nehmen. Schnell gaben wir am Bahnhof die letzten Bolivianos aus, nur um beim Buseinstieg noch einen Steuerschein fürs Terminal lösen zu müssen – also ruckizucki doch nochmal fünf Dollar umtauschen. Hätte man uns auch früher sagen können. Es stellte sich jedoch heraus, dass wir eh noch weitere Bolivianos benötigen würden. Wir lernen: nie das komplette Kleingeld in der Landeswährung loswerden, bevor man das Land nicht wirklich verlassen hat. Bargeld I: check.

Es ging mit dem Bus also bis zur bolivianischen Seite des Titicacasees, über das herrliche Altiplano mit schneebedeckten Bergen in der Ferne, zahlreichen Baustellen sowie unfertigen Gebäuden mit „Evo si!“-Aufschriften und bäuerlichem Leben am Rand. Mit Blick auf den weiten See hielten wir in San Pedro an und wurden aufgefordert, auszusteigen und die Fähre zu nehmen. Der Bus „nahm“ an dieser schmalen Stelle im See dann auch die Fähre: Während wir für fünf Bolivianos (Bargeld II: check) mit einem klapperigen Personenschiffchen übersetzten, wurde der Bus auf ein dünnes Floß befördert und höchstwackelig auf die andere Seite nach San Pablo transportiert. Wir sahen ihn schon samt unserem Gepäck auf dem Boden des Titicacasees treiben … Ist natürlich nicht passiert. Riverbus auf bolivianisch halt. Nach einem kurzen Stopp in Copacabana – fast so schön wie sein brasilianisches Pendant – fuhren wir weiter zur Grenze, wo wir zuerst für wenige Bolivianos (Bargeld III: check) unsere Reisepässe kopieren lassen mussten, um anschließend auszureisen und nach Peru einzureisen. Hier tauschten wir dann tatsächlich die letzten Bolivianos in Peruanische Soles um. Que loco! Oder wie die Peruaner sagen: Peru Titi – Bolivia Caca.

Unser Zielort Puno gilt als Ausgangspunkt für Ausflüge zum Titicacasee, dem höchsten schiffbaren See der Welt auf über 3800 Meter. Die Stadt gefiel uns erstaunlich gut – zwar sehr touristisch, aber durchaus belebt und großstädtisch. Und Pizza an jeder Ecke. Da diese hier eine einheimische Spezialität zu sein scheint und meist mit Maismehl und extra viel Käse gebacken wird, mussten wir auch glatt an allen Abenden eine neue Variante ausprobieren. Fazit: schmeckt hervorragend! Neben Riesenpopcorn, buntem Helado (vier Kugeln Eis für umgerechnet 80 Cent – hola!), Sandwiches vom Straßenrand, Pisco Sours und Mojitos aus der Molekularküche war Puno also eine echte Gourmet-Offenbarung für uns.


Am dritten Tag ging es dann auch schon früh los zu unserer Titicaca-Tour. Unser Guide fragte nur, ob wir „Sebastian“ wären und los ging es. So viel zum bürokratischen Aufwand. Schnell fuhren wir zum Hafen und bestiegen unser Boot. Dort erklärte unser Guide im schnellen Wechsel zwischen Spanisch und Englisch ein bisschen über die Gegebenheiten und die zahlreichen Sprachen in dieser Region. Er listete auch die ganzen Angebote der Tour auf, wobei viele optional waren. Das war sowieso sein Lieblingswort: optional, alles war optional.

Unser erster Halt waren die künstlichen Uros-Inseln, auf denen die Einheimischen seit Jahrhunderten leben. Wenn mal ein Feind, wie die Inca oder Helene Fischer, vorbeikommen, holten die Bewohner die Anker ein und verbargen sich auf der Mitte des Sees. Es soll immer noch Insulaner geben, die nie das Festland betreten haben. Nach einer Einführung über das Leben der Uros durften wir – optional – deren Gewänder anprobieren und den zum Verkauf stehenden Trödel bewundern. Zum Schluss gab es noch eine optionale Tour in einem riesigen Kanu-Katamaran. Ein optionaler Stempel für den Reisepass durfte natürlich nicht fehlen.

Anschließend ging es zur Insel Amantani, wo wir auf verschiedene lokale Familien verteilt wurden, die uns bekochten und beherbergten. Mit zwei freundlichen Franzosen fiel unser Los auf Henry und seine Familie und wir waren froh, in seinem Heim schlafen zu dürfen. Das optionale Gastgeschenk (Kaffee) wurde dankend angenommen.

Nach einer kleinen Stärkung ging es dann einen Vulkankrater hinauf, wo wir einen fantastischen Sonnenuntergang bewundern durften. Das Abendessen war wieder sehr schmackhaft und wir erlebten danach wohl den schrägsten Abend unserer Reise: In der lokalen Disko haben wir zu einer Inka-Live-Version von „Hey, Jude“ als Indianer verkleidet in einer Polonaise getanzt und das ganze auf einer Insel im Titicacasee auf 4000 m.ü.d.M. Dabei hatten wir nur ein (optionales) Bier. Ehrlich!

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen und es ging weiter zur nächsten Insel Taquile, wo wir ein bisschen wandern konnten und ein optionales und sehr leckeres Mittagessen bekamen. Danach mussten wir aber leider schon den Heimweg antreten und fuhren mit dem Boot wieder nach Puno. Das war nun leider nicht mehr optional.

Eure Lisa und Euer Jens

2 Antworten auf „Titicaca: gar nicht mal so scheiße!“

  1. Danke für den Artikel! Eine gute Lektüre während meiner Bahnfahrt und wieder do. schön und mit viel Witz verfasst! 😉 weiterhin viel Spaß und bis baaaaaald! <3

  2. Ihr Lieben, was für ein Bericht!!!! Einfach nur toll, Eure Zeilen zu lesen und dann passend dazu die teilweise sehr lustigen Fotos zu bestaunen. Wir haben uns eben köstlich amüsiert, als wir Eure humorvollen Beschreibungen lasen. Ihr könnt das wirklich besonders gut! Vielen Dank dafür. Euch weiterhin viel Freude. LG

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